Dienstag, 14. November 2017

Keine warme Mahlzeiten während 3 Monate

3 Monate lang sahen wir warmes Essen nur im TV
Am  Donnerstag 16.11.2017 dürfen wir in eine Wohnung einziehen. Insgesamt verbrachten wir 3,5 Monate im Hotel. Wenigstens durften wir unsere Wäsche regelmässig dort waschen lassen. Da wir uns hauptsächlich aus kalten Fertigprodukten (Salaten, Aufschnitt, Käse, u.ä) ernähren mussten, entwickelte sich die Suche nach einer Möglichkeit, warme Mahlzeiten zu geniessen, zur höchsten Priorität neben der Wohnungssuche.

Insgesamt waren wir zufrieden im Hotel. Die Betten waren bequem, die Zimmer schön, mit modernen Kunststücken eingerichtet, es gab immer warmes Wasser, usw.. Das Personal und die Direktorin waren stets freundlich und zuvorkommend. Anderseits sahen wir sie fast nie. Eigentlich hatten wir öfters das Hotel "für uns allein", was die Informationen über Krise in der Hotellerie-Branche im Aargau bzw. in der Schweiz bestätigt: Es gab schlicht und einfach zu wenig Gäste. Somit kann man von einer Art "Symbiose" reden: Das Hotel brauchte das Geld, das die Gemeinde Küttigen für die Zimmer zahlte, wir brauchten das Hotel, um nicht unter der Brücke schlafen zu müssen...

Die Atmosphäre im Dorf Teufenthal war - trotz der geringen Grösse des "Kaffs" - irgendwie freundlicher und entspannter als in unserem letzten offiziellen Wohnort, Küttigen. Hier fühlten wir uns nicht ständig beobachtet, die "Einheimischen" beäugten uns nicht verdächtig. Der Dynamismus im Unteren Wynental, mit dem "Pändli" im 15-Minuten-Takt bzw. mit Haltestelle vor der Tür des Hotels überraschte uns. Es hatte nichts mit der Abgeschiedenheit des Bollackerwegs in Küttigen zu tun. Wir sahen sogar gelegentlich Touristen und Geschäftsleute im Hotel, die Englisch sprachen und mit der kostenlosen WLAN-Verbindung des Hotels konnten wir wenigstens mit dem Rest der Welt verbunden bleiben...

Die Erfahrung, wohnungslos zu sein, war insgesamt traumatisch, Wir besuchen beide regelmässig eine Psychotherapie und müssen Psychopharmaka einnehmen. Zahlreich waren die Tage, an denen wir hoffnungslos da standen. Die Ungewissheit zermürbte uns. Wie lange wir noch mit diesen Gefühlen leben werden müssen, ist ungewiss. Zwar haben wir eine Wohnung gefunden, aber: Wer kann uns sagen, wie lange wir dort bleiben werden? Die Wohnung gehört letzten Endes nicht uns. Und was wird passieren, wenn wir erneut eine Wohnung suchen müssen? Unsere "soziale" Situation ist und bleibt schlecht. Am Schluss stellen wir folgendes fest: Wer eine Wohnung hat, hat Angst, diese zu verlieren, und wer keine hat, hat Angst, keine zu finden. Ähnlich ist es mit den Arbeitsstellen. Ohne Gesetz, die das Recht aller BürgerInnen auf mindestens 1 Zimmer mit Bad- und Kochgelegenheit garantiert, wird es in der Zukunft weiterhin und vermehrt Fälle wie unseren geben...

Überrascht hat uns eben auch, dass wir nicht die "einzigen" in einer ähnlicher Situation (d.h. wohnungslos, arbeitslos, sozialhilfeabhängig u.ä.) in nächster Nähe waren. Durch die Medien, die über unsere Situation berichteten bzw. durch die Aargauer Zeitung https://goo.gl/7JWjo1 und Radio SRF https://goo.gl/mTWfJs erfuhren wir, dass wir nicht alleine waren.

Bei der Wohnungssuche wurden wir kaum unterstützt. Die Gemeine Küttigen machte nichts für uns. Im Übrigen half uns auch keine der Organisationen, die angeblich in der Schweiz die "Armut bekämpfen". 

Einzig ein gewisser Herr Suter von der SKOS nahm sich die Zeit, den Blog zu besuchen, kontaktierte uns ein paar mal und gab uns einige Hinweise, wie wir z. Bsp. situationsbedingte Leistungen für Verpflegung bei der Gemeinde Küttigen beantragen konnten. Dies taten wir, der Gemeinderat lehnte aber ab. Wir kontaktierten auch Organisationen wie Spitex u.a., aber zu warmen Mahlzeiten kamen wir nie. Was wäre passiert, wenn wir während dem Winter im Hotel hätten bleiben sollen? Schon jetzt - Mitte November - ist es recht kalt und ungemütlich... 

Ich beende hiermit diesen Beitrag in der Hoffnung, dass er der letzte zu diesem Thema sein wird. Unsere Situation ist und bleibt heikel: Wir haben keine Arbeit, wir sind nicht mehr die jüngsten (45 und 56), wir haben viele Schulden bzw. Betreibungen, wir führen zurückgezogene und isolierte Leben. Wenigstens dürfen wir wieder in Aarau wohnen, wo der Mittelpunkt unserer Existenz seit langem liegt. Wir blicken mit etwas Optimismus in die Zukunft und freuen uns auf einen neuen Lebensabschnitt, mit unserem Büsi, das wir endlich mal beim Kollegen abholen werden dürfen, der sich 3,5 Monate lang um es kümmerte...

Freitag, 27. Oktober 2017

Freude herrscht!

Wir haben den Mietvertrag am 23. September unterschrieben und dürfen am 16. November in die Wohnung einziehen. Das Bild wurde im Hotelzimmer mit dem Thema  "Andy (Warhol) und Marylin (Monroe)" in der www.herberge-teufenthal.ch aufgenommen...

Sonntag, 17. September 2017

Die Nerven liegen blank

Es war eine schwere Woche. Und was noch schrecklicher ist: Man gewöhnt sich langsam an die Situation und verliert die Lust, etwas zu verändern. Wir haben fast keine Energie mehr, um Wohnungen zu suchen. Wir essen die kalten Fertigprodukte mit Gleichgültigkeit. Wir verbringen unsere Tage zwischen Hotel und Bahnhof Aarau, wo wir stundenlang sitzen. Wir sind gereizt und krank. Wir laufen regelmässig zu Ärzten und Psychiatrern und schlucken allerlei Tabletten...

Donnerstag, 31. August 2017